Medical Streetwork

Herausforderungen in der medizinischen Versorgung obdachloser Menschen

Die Ausgangssituation in Wien

Wien verfügt grundsätzlich über eine gute medizinische Versorgungsstruktur - auch für Menschen ohne Krankenversicherung. Es gibt zahlreiche Einrichtungen, die medizinische Hilfe anbieten.

Diese Angebote müssen allerdings aktiv in Anspruch genommen werden - Betroffene müssen erkennen, dass sie Hilfe brauchen, sich auf eine Behandlung einlassen und in der Lage sein, eine medizinische Versorgungsstelle aufzusuchen. Genau das stellt viele obdachlose Menschen vor eine unüberwindbare Hürde. Entweder sie sind körperlich nicht in der Lage den Weg zur nächsten Versorgungsstelle zurückzulegen, oder haben aufgrund schlechter Erfahrungen die Hoffnung auf Hilfe aufgegeben.

Besonders häufig betrifft das Personen mit psychischen Erkrankungen, die diese Angebote nicht wahrnehmen, aus Antriebslosigkeit im Rahmen einer schweren Depression, durch Realitätsverkennung als Folge vonTraumatisierungen, schizoaffektiven Erkrankungen, aber auch als Coping Mechanismus um damit die unerträgliche Realität ihrer Lebenssituation aushaltbar zu machen. Manche sind so stark antriebslos oder erschöpft, dass ihnen selbst kleinste Wege oder Terminvereinbarungen unmöglich erscheinen.

StreetworkerInnen begegnen diesen Menschen regelmäßig. Sie bieten Gespräche, Begleitung zu medizinischen Einrichtungen oder die Vermittlung von Hilfen an - stoßen dabei jedoch oft auf Ablehnung. SozialarbeiterInnen können dann nur beobachten, wie sich der Gesundheitszustand verschlechtert und dürfen keine medizinischen Maßnahmen setzen. Wird schließlich ein Rettungsdienst gerufen, wird dieser von den Betroffenen aufgrund schlechter Vorerfahrungen, Angst vor Kosten oder psychotischer Realitätsverkennung oft abgelehnt, ein Revers unterschrieben und die Betroffenen bleiben unversorgt zurück.

Dies führt zu einer massiven Überforderung der SozialarbeiterInnen, die oft nicht abschätzen können, wann eine kritische Situation gegeben ist. Immer wieder kommt es dadurch zu tragischen Situationen: Menschen, deren gesundheitlicher Zustand sich über Wochen verschlechtert hat, versterben schließlich im öffentlichen Raum - was mit einer rechtzeitigen ärztliche Behandlung ev verhinderbar gewesen wäre.

Medical Streetwork schließt diese Lücke. Straßenmedizinisch geschulte ÄrztInnen besuchen gemeinsam mit StreetworkerInnen obdachlose Menschen direkt auf der Straße - ohne Termin, ohne Schwelle, mit Geduld, Respekt und Fachkompetenz.

Ziel ist es, Menschen zu erreichen, die keine medizinische Versorgung (mehr) annehmen, obwohl sie sie dringend benötigen. Besonders im Fokus stehen psychisch erkrankte Personen, die zusätzlich an körperlichen Erkrankungen leiden - etwa offene Wunden, Untergewicht oder Infektionen. Bei Personen, die ärztliche Hilfe grundsätzlich ablehnen, geht es nicht um eine unmittelbare medizinische Intervention, sondern um den Aufbau von Beziehung und Vertrauen.

So funktioniert Medical Streetwork:

1) Meldung & Bedarfsklärung

StreetworkerInnen oder niederschwellige Einrichtungen melden den Bedarf an eine zentrale Koordinationsstelle.

Dort wird geprüft:

  • Wurde bereits eine Begleitung zu einem medizinischen Angebot angeboten?
  • Ist ein männlicher oder weiblicher Arzt sinnvoller?
  • Besteht eine minimale Bereitschaft zur Kontaktaufnahme?

2) Vorbereitung & Einsatz

Die Medical Streetwork Kordination stellt den Kontakt zwischen streetwork und dem Arzt/der Ärztin her, somit können sich diese passend vorbereiten - inklusive voraussichtlich benötigter Medikamente oder Verbandsmaterial Treffen vor Ort wird vereinbart. Ziel ist es, in Beziehung zu treten, ein Gespräch zu führen, medizinisch einzuschätzen - ggf. in Absprache mit Rettung und NotärztInnen. Es geht um niedrigschwellige, aber fachlich fundierte Begegnungen

3) Dokumentation & Versorgung

Unsere ÄrztInnen haben Zugang zum internen Dokumentationssystem, in dem sie ihre Einsätze nachvollziehbar dokumentieren. Sie sind mit einem MED4HOPE-Rucksack ausgestattet, der die am häufigsten benötigten Medikamente und Versorgungsmaterialien enthält.

4) Weitere Betreuung der Patienten

Es ist uns ein Anliegen, unsere Patientinnen auch nach einem Krankenhausaufenthalt oder gegebenenfalls auch in einem Notquartier weiter zu betreuen. Dies wird durch die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Einrichtungen ermöglicht.

Kooperationspartner in Wien:

Das Projekt Medical Streetwork ist eine Kooperation von:

  • Alle Wiener Streetwork-Organisationen
  • Caritas Wien
  • Ärztekammer / Zentrum für Allgemeinmedizin
  • Österreichisches Rotes Kreuz
  • Johanniter
  • Erwachsenen Schutz Vertreter
  • und alle niederschwelligen Einrichtungen

TV-Tipp: Wien heute - Medical Streetwork im Porträt:

In einem Beitrag von Wien heute werden Dr. Monika Stark (MED4HOPE) und Susi Peter (Caritas) und bei ihrer Arbeit begleitet - eindrücklich und berührend.

Sie sind Ärztin oder Arzt, DGKP… - und möchten etwas beitragen?

Dann suchen wir genau Sie!

Wir freuen uns über engagierte MedizinerInnen, die mit Empathie, Geduld und Offenheit obdachlosen Menschen auf Augenhöhe begegnen möchten - direkt auf der Straße, dort, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird.

Was wir Ihnen bieten:

  • Eine fundierte Einschulung durch das Team von MED4HOPE
  • Eine Haftpflichtversicherung über MED4HOPE bei Uniqua
  • Einsätze immer in Begleitung erfahrener StreetworkerInnen

Gemeinsam schaffen wir Zugang zu medizinischer Hilfe - für Menschen, die sonst keinen bekommen. Melden Sie sich - wir freuen uns auf Sie!

Kontaktaufnahme unter:
office@med4hope.org

Sie sind Streetworker*in und brauchen für Klient*innen medizinische Unterstützung auf der Straße?

Anmeldung von Bedarf an Medical Streetwork (Einsatz) & Information unter:
medical-streetwork@med4hope.org

Lassen Sie uns Kräfte bündeln, Synergien nutzen und Leben verändern!

Wir glauben an die Kraft der Vernetzung. Deshalb freuen wir uns über den Austausch mit engagierten Organisationen außerhalb Wiens, die bereits ähnliche Wege gehen, oder entsprechende Projekte planen. Jede Erfahrung, jeder Impuls zählt - denn nur gemeinsam gelingt es, noch mehr Menschen zu erreichen und ihnen den Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen.

Kontakt:
office@med4hope.org